Feb. 18 2008
Schafe, Guanakos und endlose Weiten- eine Fahrt durch Feuerland
Jose, der Gehilfe des Busfahrers, hievt meinen schweren Rucksack in den Gepäckraum des Überlandbusses, mit dem wir von Rio Grande nach Punta Arenas in Chile fahren wollen. Im Bus befinden sich hauptsächlich junge Familien und ältere Einzelreisende aus Chile und Argentinien. Jens und ich sind die einzigen Touristen. Wir werden aber kaum beachtet. Hier endlich finden wir ein wenig der Ursprünglichkeit Feuerlands, nach der wir so lange gesucht haben.
Es ist 9.30 Uhr. Der Bus soll um 17.00 Uhr in Punta Arenas ankommen. Für die nächsten acht Stunden wird er unser Zuhause sein. Ich nehme am Fenster Platz, der Busfahrer startet den Motor. Die Straßen und Häuser von Rio Grande ziehen an mir vorüber, und schon nach wenigen Minuten fahren wir über eine einsame Landstraße, die sich schnurgerade durch die Landschaft zieht. Die Gegend ist eintönig; endlos scheint die Steppe mit ihren gelblich braunen Gräsern. Nur hie und da unterbrechen ein paar Hügel die Ebene. An manchen Stellen wachsen niedrige Büsche. Alle höher wachsenden Pflanzen haben keine Chance gegen den ständigen Wind, der erbarmungslos über die Ebene peitscht.
Die Weite der Pampa hat einen beruhigenden Effekt auf mich. Es tut gut, die Sinne einfach mal zu Ruhe kommen zu lassen. Endlich einmal keine Informationen für Ohren, Augen…. – Ruhe für das Hirn.
Plötzlich sehe ich weiße Punkte am Horizont. Als wir näher kommen, erkenne ich, dass es Schafe sind – das Kapital der reichen Estancia-Besitzer. Es gibt hier unendlich viele dieser Paarhufer, wahrscheinlich mehrere Milliarden. Sie wurden von den ersten Siedlern hergebracht. Schafe sind robust, ertragen Kälte und Wind und geben sich mit dem rauen Steppengras zufrieden. Sie leben in fast völliger Freiheit bis zum Tage der Schur oder der Schlachtung. Dann werden sie zusammengetrieben von den Gauchos, den wahren Herrschern der Pampa. Vier Jahre geben die Schafe gute Wolle, dann werden sie geschlachtet. Das Fleisch schmeckt gut, denn es stammt von Tieren, die nie einen Stall kannten. Schafe bringen den Estancias viel Geld, die Herrenhäuser der Estancias können dies bezeugen. Immer wieder rauschen die weißen Wolleknäuel an meinen Augen vorbei.
Hin und wieder sieht man in der Ferne eine Estancia mit dem Gutsherrenhaus und den Häusern für die Arbeiter. Pferde grasen auf den Weiden um die Estancias. Es sind die Tiere der Gauchos, die Pferde der Pampa, die in der Weite der Steppe aufwuchsen und in deren Augen die Freiheit leuchtet. Wie gerne würde ich mit einem dieser Rösser über das Grasland jagen, ein bisschen Freiheit empfinden. Das Dröhnen des Motors erinnert jedoch mich daran, dass ich mich nicht auf dem Rücken eines Vierbeiners, sondern in einem Fahrzeug befinde. Es ist ruhig im Bus, Jens liest in seinem Buch, der ältere Herr mit dunkler faltiger Haut döst vor sich hin. Mein Blick richtet sich wieder aus dem Fenster auf die endlosen Weiten.
Ein paar braun-weiße Flecken erregen meine Aufmerksamkeit. Lange Hälse recken sich in die Höhe, als sich der Bus nähert. Es ist eine Gruppe von Guanakos. Guanakos gehören der gleichen Familie wie Lamas und Vizkunyas an. Ihr dickes flauschiges Fell ist am Rücken hellbraun, der Bauch ist weißlich gefärbt. Es ist der perfekte Mantel gegen den eisigen Wind Patagoniens. Guanakos sind im – Gegensatz zu den Schafen – in Patagonien heimisch. Da sie auch auf den Weiden der Estancias grasen, haben sie praktisch keine natürlichen Feinde mehr. Der Estancia-Besitzer sorgt dafür, dass sich kein Puma den Schafsweiden nähert. Die Guanakos haben deshalb auch keine Scheu vor den Menschen. Teilweise werden sie gejagt. Doch soll ihr Fleisch nicht so gut schmecken wie ein gutes saftiges Stück Schaf- oder Rindfleisch, erzählen mir die Einheimischen. Vielleicht können wir an unserem Zielort in Punta Arenas einmal Guanako-Fleisch probieren. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 12.30 Uhr. Wir müssten bald die Grenze nach Chile passieren. An mir vorbei ziehen wieder die Flächen mit dem gelbgrauen Steppengras. Ich merke wie meine Augenlider langsam schwer werden……
In der Pampa Patagoniens werden selbst die Gedanken laut…..
Bruce Chatwin
Diese Schilderung der Fahrt duch die Steppe Patagoniens hat mich die Reise miterleben lassen. Hoffentlich kommen noch weitere solcher lebendigen Schilderungen.
hallo jens und ute, sind die schweren augen-lieder inzwischen wieder leichter geworden ?
und ? kam sie, die grenze von und zu schile ?
ihr spannt mich auf die folter !
hoffentlich habt ihr nicht zum zöllner „heil pinotchek !“ gerufen und seid deshalb auf die folter gespannt worden !
machts gut und lasst mal wieder etwas hören.
droos