Archive for Juli, 2008

Juli 14 2008

Müde von einer langen Reise

Published by under Reisetagebuch

Müde vom Reisen? Viele können es sich nicht vorstellen, dass man nach sechs Monaten Urlaub müde sein kann. Es ist jedoch genau das Gefühl, das wir jetzt verspüren. Wir sind nicht nur körperlich geschafft, sondern auch geistig. Wir sind nicht mehr fähig, neue Eindrücke mit Begeisterung und Leidenschaft in uns aufzunehmen. Die körperliche Müdigkeit haben wir mit ein paar Tagen am Strand von uns abgeschüttelt. Die geistige Müdigkeit jedoch wird uns wahrscheinlich erst in den nächsten Wochen wieder verlassen.

Vielleicht haben wir den Fehler gemacht, dass wir in sechs Monaten zu viel sehen wollten. Eigentlich hatten wir vor, mit Ruhe zu reisen, an den Orten, die uns besonders gefallen, ein wenig länger zu verweilen. Doch bereits nach kurzer Zeit befiel uns eine Unrast, die uns bis zum Schluss nicht mehr losließ. Unser Reiseplan wurde nach Gesprächen mit anderen Reisenden und nach dem Studieren des Reiseführers immer länger. Bereits nach einem Monat erkannten wir, dass ein halbes Jahr eigentlich zu kurz ist, um einen gesamten Kontinent zu bereisen. Trotz unseres straffen Reiseplans fehlte uns am Ende deshalb die Zeit, Peru in Ruhe zu erkunden. Auch für einen Abstecher nach Ecuador blieb keine Zeit mehr. Wir haben nicht alles gesehen, was wir wollten.

Trotzdem glauben wir, dass wir es richtig gemacht haben. Wir sprachen viel mit anderen Langzeitreisenden über den idealen Zeitraum einer längeren Reise. Viele, die bereits seit über einem Jahr unterwegs sind, berichteten von dieser inneren Müdigkeit, neue Dinge aufzunehmen. Sie meinten, dass wohl sechs Monate der ideale Zeitraum wäre. Auch wir sind trotz der Traurigkeit über das Ende unseres großen Abenteuers jetzt erst einmal gesättigt von den vielen wunderbaren Eindrücken. Wir werden diese Erlebnisse nach unserer Rückkehr in den Alltag in Ruhe verinnerlichen. Wir sind uns sicher, dass wir zu Hause beim Betrachten der Fotos noch viel intensiver realisieren werden wie wunderbar und vielfältig unsere Welt doch ist.

No responses yet

Juli 14 2008

Ein brasilianisches Mittagessen

Published by under Menschen

Heitere Töne und der Rhythmus des Bossa Nova erfüllen die sonnendurchflutete Küche von Johannes und Glaene. Sie haben die Eltern von Glaene und uns zum Mittagessen eingeladen. Ich erwarte einen gedeckten Tisch mit Schüsseln, Töpfen und Tellern. Stattdessen stehen eine Bierflasche, ein paar Gläser und eine Schüssel mit Käsewürfeln auf dem Tisch.

Glaene hat ihre Gitarre in die Hand genommen. Ihre Finger greifen die Akkorde eines bekannten brasilianischen Bossa Nova. Ihre helle Stimme verführt zum Träumen. Sie bringt mich direkt an die Copacabana von Rio de Janeiro. Vor meinen Augen sehe ich den Zuckerhut. Leise summe ich die Melodie mit. Ich öffne die Augen und blicke in das lachende Gesicht von Leston, Glaenes Vater. Er wippt im Rhythmus des Bossa Novas, fängt an, zu singen. Seine tiefe Stimme kontrastiert wunderbar mit Glaenes Gesang. Johannes blickt konzentriert auf die Saiten seines Cavaquinhos, eine Art brasilianische Mandoline. Sein Klang erinnert mich an die Melodien aus Sorrent am Golf von Neapel in Italien. Neben mir klopft Jens den Rhythmus des Bossa Novas auf einem Rebollo, einem brasilianischem Perkussionsinstrument.

Ich wiege mich sanft im Rhythmus der Musik und vergesse, dass wir eigentlich zum Mittagessen eingeladen sind. Jens macht mich darauf aufmerksam, dass das Essen auf dem Herd steht. Hier in Brasilien esse jeder, wann er wolle. Ich solle mir einfach einen Teller nehmen und mir aus den Töpfen selbst schöpfen. Und so holt sich tatsächlich jeder zu unterschiedlichen Zeitpunkten sein Mittagessen. Nach einer Weile gesellt sich der Nachbar von Johannes und Glaene zu unserem musikalischen Mittagessen. Er nimmt die Gitarre in die Hand und gibt uns eine Kostprobe seiner neuesten Komposition. Mit schmerzverzerrtem Gesicht singt er von unerfüllter Liebe und Sehnsucht.

Wie unterschiedlich ist doch eine Einladung zum Essen in Brasilien im Gegensatz zu Deutschland. Alles ist ein wenig entspannter und flexibler. Beeindruckt hat mich auch die brasilianische Lebensfreude. Nie werde ich die strahlenden Augen von Leston vergessen als er die Melodie eines brasilianischen Liedes vor sich hin summte. Vielleicht würde ein bisschen brasilianische Lebensart die trüben Regentage in Deutschland etwas aufhellen…….

No responses yet

Juli 07 2008

Jericoacoara – ein Paradies für müde Großstädter

Published by under Reisetagebuch

Sonnenunterngang JericoacoaraDer warme Wind streichelt sanft meine Haut. Unter meinen Füßen spüre ich den weichen warmen Sand. Ich stehe auf der Düne des Sonnenuntergangs – auf Portugiesisch „Duna do por do sol“ – und sehe am Horizont die Sonne, die als feuerrote Scheibe langsam im Meer versinkt. Im ihrem Licht sieht die Landschaft aus Dünen, Strand und Meer aus wie ein Bild des Impressionismus. Die Schönheit dieses Anblicks erscheint unwirklich. Ich fühle mich wie in einem Traum und vergesse für kurze Zeit meine mit Angst erwartete Rückkehr in den Alltag.

Ich schaue mich um. Neben mir sehe ich weitere Touristen und die Bewohner von Jericoacoara, die ehrfürchtig die untergehende Sonne betrachten. Es ist ein Ritual in Jericoacoara, dass man sich jeden Abend kurz vor 18.00 Uhr auf der Duna de por do sol versammelt, um gemeinsam die Sonne zu verabschieden und die letzten Stunden des Tages zu genießen. Jericoacoara ist ein kleiner Ort in der Provinz Ceara an der Küste von Nordostbrasilien. Es soll, so heißt es, der schönste Strand von Brasilien sein, wenn nicht der ganzen Welt.

Viele, die hierherkamen, sind geblieben. Sie haben sich vom Zauber der Landschaft und von der heiteren und sorgenfreien Lebensart verführen lassen. Die Dorfgemeinschaft ist daher eine bunte Mischung aus Einheimischen, die sich hauptsächlich als Fischer ihr Brot verdienen, und ehemaligen Gästen aus aller Welt, die vor allem vom Tourismus leben. Claudia, eine Brasilianerin aus Sao Luis, berichtet mir, dass sie nach einem laengeren Aufenthalt in Jericoacoara, versucht habe, in ihrer Heimatstadt ein „normales“ Leben mit geregeltem Job und Einkommen zu führen. Zwei Jahre hielt sie es aus, dann sei sie wieder nach Jericoacoara zurückgekommen und verdiene sich jetzt ihr Geld in der Rezeption einer Pousada. Sie erzählt mir, dass sie nur hier diese unbekümmerte Lebensart vorfinde. Man verdient sein Geld, um zu leben – man lebt nicht, um zu arbeiten. Auch wenn es nicht viel sei, würde es ausreichen, um gut und vor allem stressfrei zu leben.

Auch ich versuche in der Woche, die ich in Jericoacoara verbringe, Ruhe und Entspannung zu finden. Es wird einem hier wirklich leicht gemacht, den Alltag für kurze Zeit zu vergessen. Selbst der gestressteste Großstädter wird nach dem Anblick des Sonnenuntergangs am ersten Abend in eine andere Welt eintauchen. Ich gönne mir eine Massage, die von meiner Pousada für die überarbeiteten Seelen aus der Großstadt angeboten wird. Irene, meine Masseurin, ist Italienerin. Auch sie ist vor einem Jahr hier als Gast hergekommen und ist geblieben. Ich frage sie, ob sie nicht wieder zurück nach Italien wolle. Sie meint, dass sie es sich im Moment nicht vorstellen könne, Jericoacoara zu verlassen. Auch sie hat sich wie Claudia von der Magie des kleinen Küstenortes verzaubern lassen. An meinem letzten Abend steige ich erneut auf die Duna do por do sol, um ein letztes Mal den Zauber der untergehenden Sonne in mich aufzunehmen. Ich verspüre ein Gefühl des Glücks und der Freiheit. Am liebsten würde ich den Augenblick festhalten. Gedanken über eine mögliche Zukunft in Jericoacoara kommen mir in den Kopf. Vielleicht auch eine Pousada eröffnen? Am nächsten Tag steige ich jedoch wie geplant in den Bus nach Fortaleza. Ich bin nicht geblieben. Ich werde wieder in meinen Alltag zurückkehren. Die Worte der Rezeptionistin werde ich jedoch im Herzen behalten: Volta sempre (Komme immer wieder zurück).

No responses yet

Juli 05 2008

Flug nach Belo Horizonte

Published by under Termine

Es geht zurueck in den Schoss der Familie Roos. Die letzten Tage werden wir gemeinsam mit Jens Familie verbringen.

No responses yet