Jan 22 2008

Ausgebrannt…Ermuedungserscheinungen zu Reisebeginn

Published by at 1:52 am under Reisetagebuch

AnreiseManche mögen mich für verrückt halten, denn ich habe es doch tatsächlich fertig gebracht, am letzten Tag vor der Abreise noch zu arbeiten, letzte Ausrüstungsgegenstände zu kaufen, mein Zimmer zu räumen und zu putzen, einem Abschiedsessen beizuwohnen und meinen Rucksack zu packen. Ja, stellt Euch vor, der war eine halbe Stunde nach Mitternacht noch nicht gepackt – und um 5.30 Uhr sollten wir das Haus verlassen….Ich verbrachte daher eine ziemlich unruhige Nacht – wandelte zwischen Rucksack, meinem Zimmer, Küche und Badezimmer hin und her, bezog Betten, räumte die Lebensmittel aus dem Kühlschrank, arbeitete an diesem Webblog und deponierte die letzten Ãœberbleibsel, die daheim bleiben sollten, auf dem Dachboden. Um 4.30 Uhr kam ich endlich ein wenig zur Ruhe und streckte meine Glieder für eine halbe Stunde von mir. Zur Stunde des Aufbruchs war ich schließlich so übermüdet, dass ich mir völlig emotionslos den Rucksack auf den Rücken schnallte und mich mit Jens in das Abenteuer stürzte. Der Flug von Stuttgart nach London verlief ruhig. Jedoch schwankte der Flieger bei der Landung so ausladend nach rechts und links, dass ich auch ohne die mit 52 Geschmacksverstärkern angereicherte englische Bread Roll, die wir zum Frühestück erhielten, grün und blau im Gesicht war. Ich muss wirklich furchtbar ausgesehen haben, denn als wir in der Flughafenapotheke in London Heathrow Taschentücher kauften, fragte mich der Pharmazeut, ob ich nicht an pflanzlichen Schönheitspillen Interesse hätte. Den Flug nach Sao Paulo verschlief ich nahezu vollständig. Nur die Essenspausen unterbrachen meinen narkoseähnlichen Schlaf. Ich bemerkte nicht einmal den Landeanflug, sodass für mich das Aufsetzen der Maschine einem Absturz gleichkam und ein Schrei des Entsetzens aus meiner Kehle entwich. Wieder einmal war ich vor Schreck kreidebleich im Gesicht. Vom Flughafen Sao Paulo eilten wir mit unseren Rucksäcken zum Nachtbus Richtung Belo Horizonte. Die Fahrt verbrachte ich wieder in meinem Narkoseschlaf. Plötzlich riss mich Jens aus meinen Träumen, und wenige Minuten später befanden wir uns auf einem düsteren Parkplatz, umgeben von LKWs. Wir standen auf einer Rasstätte für Lastwagen, direkt an der Abzweigung nach Divinopolis, der Heimatstadt von Jens. Auf dieser Raststätte wollten wir auf Jens’ Vater warten, der uns einige Stunden später mit dem Auto abholen sollten.

Um die Zeit zu überbrücken, gingen wir zum Rasthaus. Drinnen war es ziemlich dunkel. Nur von zwei Gaslampen ging ein schummriges Licht aus, und drei Kerzen flackerten auf der Theke.

Hinter dem Tresen standen drei Bedienstete. Wir tranken gezuckerten Filterkaffee und aßen Pao de queijo. Eine sonderbare Stimmung herrschte hier. An einem Tisch saß eine blonde hübsche Mulattin, die auf ihren Freund wartete. Von Zeit zu Zeit wurde die Stille des Raumes von Gelächter und brasilianischen Wortfetzen durchdrungen. Breitbeinig wankten brasilianische LKW-Fahrer herein, aßen Pao de queijo und tranken den zuckersüßen brasilianischen Filterkaffee. Wieder verfiel ich alle zehn Minuten in meine Narkose. Jens blätterte währenddessen in seinem Buch. Plötzlich weckte mich die Stimme von Jens Vater – endlich konnten wir nach Divinopolis fahren. Ein Bett, ein Ort der Ruhe – das was ich mir in diesem Moment sehnlich wünschte – rückte nun endlich in greifbare Nähe.

2 responses so far

2 Responses to “Ausgebrannt…Ermuedungserscheinungen zu Reisebeginn”

  1. Sara (CH)on 22 Jan 2008 at 11:43 am

    Hola mi dulce Ute!!

    Allá donde estés llevas un poco de mi corazoncito….

    Millones de besos,

    Sara

  2. FMSon 28 Jan 2008 at 6:05 pm

    Das schaffst Du schon! Mach weida so!

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